Neues aus dem Quartiersmanagement - Jetzt noch das Landespflegegeld beantragen.
mehrVerfahren zur Förderung von Hochgeschwindigkeitsnetzen im Freistaat Bayern gemäß Breitbandrichtlinie vom 09. Juli 2014.
Ansprechpartner: Herr Hans Thullner, Tel. 08641/9789-16
mehrErste Siedlungsspuren im Gemeindegebiet von Unterwössen reichen bis in die Hallstattzeit (8. Jh. v.Chr.) zurück: Im Kapellenacker bei der Gärtnerei wurde ein Depot von Bronzebarren aus jener Zeit gefunden. Die Entdeckung eines Bronzemessers in der Nähe des Bichlhofes lässt darauf schließen, dass sich die ersten Siedlungen auf den hügeligen Erhebungen befanden. Aus der Zeit der römischen Besiedlung des Chiemgaus konnten in Unterwössen noch keine Spuren gefunden werden.
Der Ursprung unserer Gemeinde ist in fränkisch-karolingischer Zeit zu suchen. Die erste aus Holz erstellte Kirche war dem fränkischen Heiligen Martin geweiht, was auf ihre Einrichtung um das Jahr 800 hindeutet. Entlang der heutigen "Alten Dorfstraße" entwickelte sich ein Haufendorf mit der typisch germanischen Wannenflur (= Feldabteilungen), die sich in Grundzügen bis heute erhalten hat. Zur gleichen Zeit dürfte auch die Rettenburg (geringe Reste oberhalb von Kruchenhausen) am ehemaligen Saumpfad nach Reit im Winkl entstanden sein.
Unterwössen wird urkundlich erstmals 1120 erwähnt, wo ein Harrandt de Wezzen auf einer Schenkungsurkunde als Siegelzeuge genannt wird. Zu den frühen Siedlungen im Ortsbereich gehörten im 13. Jh. nachweislich Pallersberg (Balsberg) und Chruchenhausen. Auf der Südseite des Garbbichls sind oberhalb von Kruchenhausen noch heute Geländeterrassen eines ehemaligen Weinberges erkennbar. Der Name Oberwössen wird erstmals im Steuerverzeichnis von 1420 erwähnt.
Die Güter von "Wessen" gehörten neben der herzoglichen Grundherrschaft noch zum Besitz der Hofmark Grabenstätt, der Klöster Herren- und Frauenchiemsee, Raitenhaslach, Baumburg und Scheyern. Im Steuerverzeichnis des Herzogs von Niederbayern von 1318 (das Achental gehörte von 1255 - 1505 zu Niederbayern) treffen wir auf viele heute noch gebräuchliche Ortsnamen wie Stichel (Stückl), Gärib (Garb), Manzenperch; das heutige Unterwössen wurde Niederwessen genannt. Die Zahl der Anwesen im Dorf stieg von 50 im Jahr 1420 nur geringfügig auf 71 im Jahr 1802 an.
Im Landshuter Erbfolgekrieg von 1504 lernte das Achental die Kriegsleiden kennen. Gegen die Übermacht des Heeres von Kaiser Maximilian wehrten sich im Landaufgebot des Chiemgaus die Wössner Bauern. Gerade in dieser Zeit äußerster wirtschaftliche Not wurde ein gemauerter gotischer Neubau der Kirche errichtet. 1615, 1634 und 1648 herrschte hier die Pest; das Pestkreuz an einem Stadel neben der Straße zum Ortsteil Agg ist als das ältestes Flurdenkmal von Unterwössen erhalten geblieben. Im spanischen (1701 - 1714) und österreichischen (1740 - 1748) Erbfolgekrieg erlitt die hiesige Bevölkerung großen Schaden; 1743 fielen Panduren und Kroaten über den Taubensee und dem von dort herunterkommenden, heute noch so genannten "Kroatensteig" in unser Tal ein.
Von 1780 - 1783 wurde die heutige Kirche im Stil des ländlichen Rokoko errichtet; ihre jetzige Form bekam sie 1961 durch einen Erweiterungsbau nach Süden. Die mit der Säkularisation 1803 verbundenen Reformen brachten die erste Wende in der Wirtschaftsstruktur; durch die Aufhebung der Grundherrschaft wurden die Bauern Eigentümer der von ihnen bewirtschafteten Hofe.
Wegen immer wiederkehrender Überschwemmungen im Ortskern siedelten die Gütler in höher gelegene Ortsteile wie Hadergaß und Au um. Von 1810 bis 1850 wurde der Wössner Bach verbaut, um das Dorf vor dessen alljährlichem Hochwasser zu schützen; Mitte der zwanziger Jahre dieses Jh. wurde er deshalb im Ortszentrum mit Holzbohlen ausgelegt.
Zwischen 1849 und 1857 brach in Unterwössen der "Goldrausch" aus: einige Unterwössener Bauern gruben am Kienberg bei Ruhpolding, jedoch ohne Erfolg, nach Gold.
Der Bau der Eisenbahn von Übersee nach Marquartstein 1884 und die Verbesserung der Straße nach Reit im Winkl brachten die ersten Urlauber in unser Dorf. 1994 wurde diese Bahnstrecke mit dem Abbau der Gleisanlagen aufgelöst. Maler und Künstler kamen zur Sommerfrische und bauten sich als erste Landhäuser.
Der Wössner See wurde 1932 im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen durch die Errichtung eines Dammes unterhalb des Weilers Rexau angelegt; er bildet seither mit seinem schönen Freibad eine viel besuchte Attraktion und wertvolle Bereicherung des Fremdenverkehrs nicht nur für unsere Gemeinde, sondern für das ganze obere Achental.
Durch den 2. Weltkrieg fanden viele Vertriebene in Unter- und Oberwössen eine neue Heimat. In dem bis dahin überwiegend landwirtschaftlich geprägten Dorf entstand in dieser Zeit die heutige Wirtschaftsstruktur, die auf Landwirtschaft, Handwerk, Gewerbe und vor allem dem Fremdenverkehr basiert. Mit der Gründung der Duetschen Alpensegelflugschule, der Süddeutschen Gleitschirmschule, der Errichtung der Balsberg- und Glockenbichllifte und des Hallenbades mit Sauna und Kegelbahn wurden Einrichtungen für die Urlaubsgäste geschaffen, für die, zusammen mit einem regen Vereinsleben, die Gemeinde mit einem Preis im Wettbewerb "Unser gastliches Bayern" ausgezeichnet wurde. In der Ortsmitte beim Hallenbad entwickelte sich der gepflegte Kurpark mit Musikpavillon, Minigolfplatz, Freiluftschach, Allwettertischtennis und Kinderspielecke zu einem gern besuchten Erholungszentrum.